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Militäruhren:
Kampfschwimmer-Uhren der Kriegsmarine

von Konrad Knirim (veröffentlicht in Klassik Uhren, 4/1999 )

Entstehung der Kampfschwimmer- Gruppen
Die Entscheidung, in der deutschen Kriegsmarine Kampfschwimmer-Gruppen zu bilden, wie es sie in der italienischen Marine gab, fiel 1943. Die Idee stamme von Admiral Heye, der die Erfahrungen der verbündeten Italiener nutzen wollte. Sechs Deutsche wurden an die italienische Schule nach Valdagno geschickt, wo die italienische Kampfschwimmer-Basis in Norden Italiens unter der Leitung von Borghese und Eugenio Wolk stand. Diese deutschen Taucher wurden einerseits von der Abwehr des Reichs-Sicherheits-Hauptamtes und andererseits von der Kriegsmarine (von Wursian und Ritchie Reimann) entsandt. Nach dem ersten Kurs übernahm die Marine die Führung in der Beziehung zu den Italienern und führte auch die Männer des Geheimdienstes, die in das italienische Trainings-Zentrum von Valdagno und Venedig gingen. Die Geheimdienstmänner kamen von Spezialeinheiten der Division ‘Brandenburg’ und von SS Kommandos der von Otto Skorzeny geführten Spezialeinheit. Die ersten Kriegsmarine Männer bildeten die K-Einheit (Kommando für Kleinkampfmittel) als deutsche Marine-Kampfschwimmer-Einheit.

Die Abwehr wollte ihre Autonomie als Geheimdienst behalten und gründete ihre eigene Kampf-Taucher-Schule unter der Leitung von Hauptmann Helmers von den Spezial-Einheiten Otto Skorzenys. Ein bekannter später Einsatz der Kampfschwimmer war die Zerstörung der von den Alliierten eroberten Brücke von Nymwegen in Holland durch K-Männer der Marine im September 1944.

Die Uhren der Kampfschwimmer
Von den von den deutschen Kampfschwimmern benutzten Uhren sind einige Modelle in verschiedenen Sammlungen in Deutschland, Frankreich und Japan erhalten. Sie sind identisch zu den ersten Modellen, die vom italienischen Importeur Panarai stammten, mit Ausnahme einiger Details des Zifferblattes oder der Gravuren auf der Rückseite. Dies ist verständlich, da das Training und die erste Ausbildung der Kampfschwimmer 1943 in Italien bei der Gruppe ‘Dezima MAS’ (‘Mezzi d’Assalto Subacqueo’) begann. Diese Männer hatten bereits zehn Jahre Erfahrung und viele erfolgreiche Einsätze zu Anfang des Krieges. Da war es selbstverständlich, daß das Material der Ausbilder für diese kleinen Einheiten genutzt wurde. Die Männer wußten, daß die italienischen Kollegen das zu der Zeit modernste und effektivste Material nutzten. Selbst wenn sich der geplante Einsatz unterschied, konnte doch von der Strategie und Erfahrung profitiert werden.

Eine Rolex Taucheruhr vom italienischen Navigationsinstrumente-Lieferanten Panerai, die im technischen Marine-Museum in La Spezia gezeigt wird, war das Referenz-Modell für den Kriegseinsatz. Diese Uhr wurde dem Museum von Admiral Ernesto Notari gegeben, welcher als junger Offizier bei den italienischen Kampfschwimmern gedient hat. Diese Uhr hat folgende Merkmale: Rolex Gehäuse mit Anstößen für das Band, das Werk mit einen Durchmesser von 30 mm basiert auf einem Cortébert Kaliber mit 15 Steinen und einer Gangdauer von ca. 48 Stunden, verschraubte Krone zur Zeigerverstellung, der verschraubte Boden ist hand-graviert: ‘X. FLOT. M.A.S. 01’. Dies scheint die erste an diese ‘10. Flotilla’ ausgegebene Uhr zu sein. Das schwarze Zifferblatt ist markiert: ‘Radiomir Panerai’ .Im Bodendeckel ist innen eingraviert: ‘Montres Rolex, Geneve’. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden all diese Uhren von Panarai fertiggestellt und an die deutsche Marine während des Krieges geliefert und zwar entsprechend der Geheimhaltung ohne jede Signatur.

Aus einer französischen Sammlung aber von einem Sammler aus England stammt eine weitere solche Uhr, Beschreibung: Das gleiche Panerai Gehäuse wie die deutsch gravierte Rolex, schwarzes Zifferblatt, Gravur: ‘L.K. 700 E L 1945 Marine Kampfschwimmer’. Dies bezieht sich auf das Kampfschwimmer-Lehr-Kommando der Kriegsmarine, stationiert in List auf Sylt in der Nordsee gegen Kriegsende im Januar 1945.

Es gibt einen Dokumentar-Film, der deutsche Taucher zeigt, die K-Männer der Einheit von von Wursian beim Angriff auf die Brücke von Nymwegen. Es scheint, als können man erkennen, daß diese Männer Uhren und Kompaß von Panarai tragen. Der Film wurde im September 1944 gemacht und zeigt zum erstenmal den Angriff einer Kampfschwimmer-Gruppe.

Eine authentische Geschichte:
Der Kampfschwimmer und Buchautor Martin Grabatsch (Torpedoreiter, Sturmschwimmer..) berichtet eine Begebenheit, einen Einsatz von drei Kampfschwimmern im Hafen von Neapel am 20.5. 1944, also aus der Zeit, wo Süditalien schon von den Amerikanern erobert worden war und deutsche Agenten in Neapel Sabotage an Schiffslieferungen ausführten:
‘Leutnant Gerber, der einzige noch verbliebene Deutsche in der ehemals achtzehn Mann starken Sabotagegruppe, warf einen raschen Blick auf seinen Chronometer. Echte Schweizer Qualitätsarbeit mit Zeit-, Tiefen- und Druckmesser und Stoppeinrichtung. Das Neueste auf dem Markt, getragen von allen kriegführenden Nationen, die mit Sekunden und Metern rechnen müssen.’

Der Kampfschwimmer Gerber hat anschließend einen Öltanker im Hafen von Neapel durch Plazieren von Haftladungen gesprengt. Zu der beschriebenen Ausrüstung würde die Panerei-Armband-Kombination von Uhr, Tiefenmesser und Kompass passen, wenn nicht die Stoppeinrichtung der Uhr erwähnt würde; ist dies ein Fehler oder gibt es diese Taucher-Kombination, ohne daß die Uhrenfreunde sie bisher identifiziert haben?

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