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A. Lange & Söhne,
Beobachtungsuhren Kaliber 43, 45, 47, 50 und 57

Von Waldemar Becker in KIassik Uhren 5/2000

Der Bedarf der Marine und Luftwaffe an guten Beobachtungsuhren war ab 1934 sprunghaft gestiegen. Die Produktion des Kalibers 48 begann erst
1940. Zwischenzeitlich wurden ¾-Platinen-Werke eingesetzt. Zu den verschiedenen Durchmessern kam es, weil bereits vorhandene Rohwerke von Assmann 50 Millimeter Durchmesser und Union/Dürrstein 47 Millimeter Durchmesser benutzt wurden. Diese Werke wurden neu nummeriert und mit 'Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte' signiert. Insgesamt wurden 74 Uhren mit diesen beiden Werken gefertigt, ihre große Nickelstahl-Kompensationsunruh (19,5 Millimeter Durchmesser mit Schrauben gemessen) sorgt für hervorragende Gangergebnisse (1  und 2).

Die Beobachtungsuhr Kaliber 43 kann als Vorgänger von Kaliber 48 betrachtet werden. Das Silbergehäuse entspricht in Form, Durchmesser und
Gewicht dem Nachfolgermodell, ebenso wie die Platinensignatur, die Stahlankerhemmung und Teile des Aufzugs. Die Rückdeckelgravur ist bis auf die
fehlende Werknummer identisch ( 3b). Von Dezember 1937 bis Februar 1942 wurden 500 Uhren mit diesem Werk an die Kriegsmarine in
Wilhelmshaven und Kiel geliefert ( 3, 3a und 3b).

Kaliber 45 war die Beobachtungsuhr der Kaiserzeit. Das 45 Millimeter ¾-Platinen-Werk in DUF Qualität hat Glashütter Goldankerhemmung,
Kompensationsunruh mit 17,5 Millimeter Durchmesser und Stahl-Breguetspirale. Die Gehäuse sind aus 0.900 Silber, Form Jürgens mit Goldscharnieren,
der Außendurchmesser beträgt 59 Millimeter. Hauptabnehmer waren die kaiserlichen Werften in Wilhelmshaven, Kiel und Danzig sowie das
Hydrographische Amt in Pola, die Uhrenhändler W. Schuchmann, Wilhelmshaven, und Joh. Quandt, Hamburg. Der Produktionsbeginn war März 1900.
Vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg wurden 1246 Uhren mit Nummern zwischen 39361 und 79320 verkauft. Die Beobachtungsuhr 76664
wurde am 23. März 1916 an die kaiserliche Werft in Kiel geliefert. Das Rückdeckelfoto Nr. 4b belegt, dass diese Uhr von der Marine der Weimarer
Republik weiter verwendet wurde, Adler und Marinenummer stammen aus dieser Zeit.

Das größte je von A. Lange & Söhne gefertigte ¾-Platinen-Werk ist Kaliber 57. In zwei Kleinserien wurden nur 15 Uhren mit diesem 57 Millimeter
la-Werk hergestellt. Die erste Serie von neuen Uhren wurde 1917 und 1948 ausgeliefert. Werk-und Gehäusenummern sind fortlaufend von 84201 bis
81209 nummeriert. Achtung: In den Verkaufsbüchern ist versehentlich der Werkdurchmesser mit 50 Millimeter angegeben. Folgender Text ist bei der
Uhr Nr. 81203 zu lesen: Werk 50 mm, Silbergehäuse offen, Form Jürgens, la-Auf- und Abwerk, geliefert an Rob. Pleissner, Dresden, 495 Mark 20%
Aufschlag (1. Weltkrieg). ( 5, 5a und Sb)

Die zweite Serie besteht aus sechs Uhren. Sie wurden 4935 mit folgenden Nummern fertig gestellt: 83191, 83492, 83493, 83194, 84195 und 83198.
Mit Sekundenkontakt zum Betrieb von Nebenuhren ist die Uhr Nr. 83193 ausgestattet. Der Kontakt wird über einen sechszackigen Stern auf der
Ankerradwelle gesteuert, ähnlich wie bei der A. Lange & Söhne 'seconde morte' der springende Sekundenzeiger. Die oben genannte Uhr ist im
Glashütter Uhrenmuseum zu bewundern. Hier können auch Stammbuchauszüge und Zertifikate bestellt werden.

1: Beobachtungsuhr Nr. 89938 Kal. 50. Deutsche-Uhrenfabrikation Glashütte, Rohwerk von 1 Assmann Glashütte/Sa. d = 50 mm. Vergoldetes
¾-Platinen-Werk, 15 Rubine, Glashütter Goldankerhemmung, extra große Kompensationsunruh mit Goldschrauben d = 19,5 mm, Stahl-Breguetspirale,
0.900 Silbergehäuse mit Goldscharnieren, Form Lucia, d = 60 mm. Von 1929 bis 1938 wurden 28 Uhren mit diesem Werk hergestellt. Die Uhr Nr.
89938 wurde am 15. Juli 1931 an C. Reinholdt + Sohn, Karlsruhe, für 218 Reichsmark verkauft.

2: Beobachtungsuhr Nr. 99874 Kal. 47 Deutsche-Uhrenfabrikation Glashütte, Rohwerk von der Glashütter Uhrenfabrik Union 47 d = 47 mm,
vergoldetes ¾-Platinen-Werk, 15 Rubine, Glashütter Goldankerhemmung, extra große Nickelstahl-Kompensationsunruh, d = 19,5 mm,
Stahl-Breguetspirale, 0.900 Silbergehäuse mit Goldscharnieren Form Lucia, d = 60 mm. Verkauft am 25. Oktober 1938 für 210 Reichsmark an die Fa.
Karl Harrer, Nürnberg. Von diesem Typ wurden 46 Uhren gefertigt.

3: Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte A. Lange & Söhne, Beobachtungsuhr Nr. 89681 Kal. 43. Vergoldetes ¾-Platinen-Werk, 16 Steine,
Stahlankerhemmung, Anker mit seitlicher Begrenzung (wie bei dem späteren Kal. 48), Nickelstahl-Kompensationsunruh mit Messing-Schrauben, d = 17
mm, Stahl-Breguetspirale. 0.900 Silbergehäuse Form Lucia d = 59 mm. Verkauft am 7. November 1940 an die Kriegsmarinewerft Kiel für 250
Reichsmark

4: Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte, Beobachtungsuhr Nr. 76664 Kal. 45, vergoldetes ¾-Platinen-Werk, 15 Rubine,
Glashütter-Goldankerhemmung, Kompensationsunruh, mit Messing-Schrauben d = 17,5 mm, Stahl-Breguetspirale, 0.900 Silbergehäuse mit
Goldscharnieren Form Jürgens d = 59 mm. Verkauft am 23. März 1916 an die kaiserliche Marine in Kiel für 135 Mark, weiter verwendet von der
Marine der Weimarer Republik.

5: A. Lange & Söhne Beobachtungsuhr Nr. 81203 Kal. 57. Vergoldetes ¾-Platinen-Werk, 20 Steine, sechs davon in verschraubten
Messingchatons, Unruhdeckstein oben in Goldchaton, Glashütter-Goldankerhemmung, sehr große Nickelstahl-Kompensationsunruh, mit Goldschrauben
d = 21,5 mm, Stahl-Breguetspirale mit Innenkurve, Auf- und Abwerk für 40 Stunden, schweres 0.900 Silbergehäuse mit Goldschanieren, Form: Jürgens
d =68 mm. Verkauft am 24. Februar 1918 an Rob. Pleissner, Dresden, für 495 Mark + 20% Aufschlag (1. Weltkrieg).

6: A. Lange & Söhne Beobachtungsuhr Nr. 83195, Kal. 57. Vergoldetes ¾-Platinen-Werk, 19 Steine, fünf davon in verschraubten Goldchatons,
ein Diamantdeckstein, in Stahl gefasst, Glashütter Ankerhemmung mit Goldanker und Stahlankerrad, sehr große Nickelstahl-Kompensationsunruh, mit
Goldschrauben d = 21,5 mm, Stahl-Breguetspirale mit Innenkurve, Auf- und Abwerk für 40 Stunden, schweres 0.900 Silbergehäuse mit
Goldscharnieren, Form: Lucia, d = 68 mm. Geliefert an die Gesellschaft für Zeitmesskunde, Berlin, am 16. Januar 1936.

Mein besonderer Dank gilt den Eigentümern der vorgestellten Uhren sowie dem Direktor des Glashütter Uhrenmuseums Reinhard Reichel.

Produktionszahlen
Kaliber   Nummern       Rohwerkhersteller      Bauzeit          Stückzahl

43    89641 - 93800     A. Lange & Söhne     1937- 1942     500
45    39361 - 79320     A. Lange & Söhne     1900 - 1925     216
47    99839 - 99890     Dürrstein/Glashütte     1936 - 1939     46
50     89521 - 89955    Assmann/Glashütte     1929 - 1938    28
57 I   81201- 81209     A. Lange & Söhne     1917- 1918      9
57 II  83191 - 83198    A. Lange & Söhne     1935                6

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